Der Club für Australian Shepherd Deutschland e.V. informiert zum Thema Merle und Qualzucht

Wir führen seit über 20 Jahren das Zuchtbuch der Australian Shepherd und seit ca. 3 Jahren – seit der FCI-Anerkennung – auch für Miniature American Shepherd. Der Australian Shepherd wird seit 1930 in den USA gezüchtet und in der Rasse gab es schon immer die Farbe Merle. Der nachfolgende Kommentar gilt für beide Rassen gleichermaßen.

Der CASD hat folgende Punkte in seinem Zuchtprogramm umgesetzt:

  • Alle Gesundheitsergebnisse unserer Hunde werden dokumentiert, aufgezeichnet und bewertet
  • HD/ED sind Pflicht beim Australian Shepherd und HD/Patella bei Miniature American Shepherd
  • Verpaarungen Merle x Merle und Natural Bobtail x Natural Bobtail sind seit unserer Gründung – also mehr als 20 Jahre – verboten und es haben solche Würfe auch nie stattgefunden
  • CEA und PRA Gentests sind Pflicht – HSF4 (ein Form des Katarakts) und DM (Degenerative Myelopathie) sind freiwillige Untersuchungen, sie werden durch spezielle Gesundheitstitel gefördert, mehrheitlich sind alle unsere Zuchthunde untersucht.
  • Der phänotypische Teil der Zuchtzulassung wird auf speziellen Körungsveranstaltungen durchgeführt – nicht auf Ausstellungen wie so gerne behauptet wird.
  • Für alle Zuchthunde wird in regelmäßigen Abständen ein aktuelle Augenuntersuchung verlangt und alle Welpen absolvieren eine Welpenaugenuntersuchung eines DOK zugehörigen Tierarztes. Wir können daher mit Recht behaupten, dass wir keinerlei Nachteile bezüglich der Sinneswahrnehmung der Augen oder höhere gesundheitliche Einschränkungen bei unseren merlefarbenen Hunden sehen.
  • Unsere Zuchtwarte nehmen alle Welpen ab und erstellen ein Protokoll, in welchem alle Abweichungen notiert sind.
  • Der CASD unterhält einen Gesundheitsfond, finanziert durch unsere Züchter. Falls trotz aller Sorgfalt in der Zucht ein Hund erkranken würde, kann ein finanzieller Zuschuss aus dem Fond gewährt werden. Dieser Fond wird nur 1-3 mal pro Jahr in Anspruch genommen, daran kann man erkennen, dass es nur wenige Fälle gibt, kein Einziger stand dabei im Zusammenhang mit dem Merlegen.

Darüber hinaus hat der CASD auch Mindesthaltungsbedingungen, die weit über das Deutsche Tierschutzgesetz hinausgehen, wie beispielsweise das Verbot einer Zwingerhaltung oder das Belegen von Hündinnen ab 2 Jahren mit 365 Tagen Zuchtpausen zwischen den Würfen und längeren Zuchtpausen bei sehr großen Würfen.

Alle Zuchtstätten sind abgenommen und alle Züchter haben eine Neuzüchterschulung absolviert.

Jetzt kommt der Gesetzgeber plötzlich mit der Behauptung, dass die Farbe Merle ein Qualzuchtmerkmal sei um die Ecke. Im CASD ist – wie bereits erwähnt – die Zucht Merle x Merle schon immer verboten und in gutem Glauben haben wir immer Merlefarbene Hunde mit Solidfarbenen (einfarbigen) Hunden verpaart und es ist auch noch nie etwas negatives geschehen – im Übrigen gibt es beim ebenfalls betroffenen Club für Britische Hütehunde, die genau gleichen Erkenntnisse.

Wir sind fassungslos. Fassungslos wie nun plötzlich das Ergebnis einer neueren Studie aus 2018 unsere wunderbaren Hunde in Verruf bringt. Fassungslos wie Labore, die es eigentlich besser wissen müßten, zu Fehlinformation beitragen. Fassungslos wie Zeitschriften ebenfalls mit Falschinformationen Angst vor der Farbe merle machen, ohne gründlich zu recherchieren und einfach mit Falschdarstellungen die Farbe in Verruf bringen. Für alle, die es besser machen wollen, werden wir gerne mit Informationen aufklären. Dabei möchte auch die Initiatorin der Studie zum Merle-Gen Mary Langevin die Ergebnisse nicht in dieser Weise interpretiert haben, wie sie jetzt hier in Deutschland zur Debatte stehen.

Die im CASD gezogenen merles sind gesund – das können wir belegen!

Der CASD als Verein hat immer im Sinne des Tierschutzgesetzes gehandelt und wir verstehen nicht warum jetzt gerade die Verbände oder Züchter, die das alles umgesetzt haben in den Fokus geraten.

Wir haben immer unsere Hausaufgaben gemacht und werden dies auch weiterhin tun. So werden wir auch das Thema Merle in Verbindung mit der neuen Studie und den neuen Erkenntnissen von Mary Langevin lösen mit verbindlichen Regelungen, die in der Zuchtordnung niedergeschrieben werden.

Diejenigen, die bereits merlefarbene Hunde hatten oder haben wissen, dass es sich um eine Falschinformation handelt, sie sind in der Gefahr sich keinen merlefarbenen Hund mehr anschaffen zu können, falls der Gesetzgeber hier tatsächlich durchkommt. Dann wird man merlefarbene Hunde im Ausland oder über dubiose Quellen anschaffen müssen, denn manch ein Aussie Züchter in Deutschland wird dann wegen der umfangreichen und ungerechten Auflagen die Zucht vielleicht aufgegeben haben. Diese Entwicklung hat der Gesetzgeber mit seinen ausführenden Behörden zu verantworten. Ein erschreckendes Szenario. Dabei weiß jeder, dass die Leistung eines Züchters auch daran gemessen wird, wie er seine Welpen aufzieht und sozialisiert, eine Arbeit von denen viele Hundeliebhaber profitieren, wenn man einen umweltsicheren Hund haben möchte und so möchte  der Gesetzgeber den Hund auch gerne haben. Aber die aktuelle Umsetzung schießt über dieses Ziel bei weitem hinaus und entwickelt sich gerade zur Hetze gegen alle Rassehunde und dagegen möchten wir uns wehren. Wenn ein Hund nicht mehr wegen fehlenden Zähnen an Sportwettkämpfen oder Begleithundeprüfungen teilnehmen darf, dann fragen wir uns, ob das alles noch zielführend ist. Wie will denn der Gesetzgeber Pläne z.B. zur verpflichtenden Begleithundeprüfung durchsetzen, wenn er  die Hundevereine, die das übernehmen könnten, nicht mehr hinter sich hat?

Wenn man gesundheitliche Einschränkungen festgestellt hätte, wären wir selbst als Züchtergemeinschaft aktiv geworden, so wie wir es in der Vergangenheit bei verschiedenen neuen Erkrankungen immer praktiziert haben. Diese neuen Erkenntnisse zum Merle-Gen gibt es erst seit 2018, ein kurze Zeit. Der CASD hat bereits seit seiner Hauptversammlung in 2021 (in 2020 fiel diese wegen Corona aus) beschlossen, Daten zu der Verbreitung der verschiedenen Merleallele zu sammeln, denn nur mit mehr Informationen kann man sich schlussendlich auch seriös entscheiden, wie man mit dem Thema umgeht und welche weiteren Schritte notwendig sind, um dem Thema gerecht zu werden. Dabei muss man ja auch dazusagen, dass in §11 des Tierschutzgesetzes schon lange Merle als Qualzuchtfaktor erwähnt wird, zu diesem Zeitpunkt gab es die Studie mit den Ergebnissen zu den Merleallelen noch gar nicht, die Einschätzung damals beruhte damals auf anderen Studien, die heute sogar vielfach überholt sind. Gemeint waren damals homozygote Merles (M/M) , also ein Verpaarung von zwei merlefarbenen Hunden, so wie sie in unserer Zuchtordnung schon immer verboten war und ist und ja, auch wir sind gänzlich gegen solche Verpaarungen. Jetzt wird diese neue Studie dazu benutzt diese Formulierung im Tierschutzgesetz ganz neu zu interpretieren. Wir wiederholen es gerne nochmals, als Rassehundeverein stehen für den aktiven Tierschutz, wir haben unsere strengen Regeln zu Zucht, zur Haltung von Hunden und Aufzucht von Welpen. Wir tun wesentlich mehr, als das Tierschutzgesetz von uns verlangt. Wir können beileibe nichts dafür, wenn die Farbe Merle bei Rassen eingekreuzt wird, in denen es die Farbe bisher nicht gab oder für die sogenannten Designerdogs verwendet wird, wie Aussiedoodle, Aussiedor und mehr. Verursacher sind hier „Züchter“ die nur sich selber verantwortlich sind und Hundekäufer, die einen „exklusiven“ Hund haben möchten, egal welche gesundheitlichen Probleme damit verbunden sind. Wir können die Dinge, die richtig sind für uns seriös lösen, offen darüber kommunizieren, was wir nicht können, sind die negativen Entwicklungen verhindern, die uns nun auch ungefragt in Verruf bringen. Der Gesetzgeber hat es in der Hand ein sogenanntes Heimtierzuchtgesetz auf den Weg zu bringen, damit grundsätzlichen Dinge von allen am Markt Beteiligten eingehalten werden.

Wir möchten daher behaupten, dass der Aussie und der Miniature American Shepherd, so wie sie bei uns im Verein gezogen sind, keine Qualzucht sind!

Die nachfolgend dargestellten Informationen zum Gesundheitszustand unserer Rassen wurde von einem Amtsveterinär für die Ausstellung in Erfurt zusammengestellt und wir würden dies gerne mit allen Interessierten teilen:

Merle-Färbung/Weißtiger

Die Formulierung zur Merle-Färbung „Genträger weisen Taubheit, Blindheit oder gar deformierte Knochen oder Geschlechtsteile auf“ sind Ergebnisse überholter Studien. Es gibt keinen Nachweis bezüglich deformierter Knochen oder Geschlechtsteile. In einer neueren Studie beim Border Collie hat man bei 2,8 % der Hunde Höreinschränkungen identifiziert. Ansonsten bitten wir um aussagekräftige Studien neueren Datums, die diese Formulierungen belegen.

Der CASD führt seit mehr als 20 Jahren das Zuchtbuch. Und seit dieser Zeit ist in der Zuchtordnung die Verpaarung Merle x Merle verboten. Deshalb ist das Thema Weißtiger in der Zucht des CASD nicht relevant. Untenstehend finden sind  die Zahlen aus unserem Zuchtbuch zu M/M Hunden aufgeführt, sprich Hunden die aus einer Merle x Merle Verpaarung stammen:

0 von 11.191 Hunden

Nun zum Thema Merle selbst. Hier eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Ergebnisse der Merle-Studie von Mary Langevin:

Grundlagen zum Merle-Muster

  • Das Merle-Muster wird durch eine SINE-Insertion beim SILV-Gen (Pmel17) verursacht. Die SINE-Insertion hat einen langen Poly-A-Schwanz mit vielen sich wiederholenden Basenpaaren (bp).
  • Allele                             Name                                                                       Länge des Poly-A-Schwanzes in bp
    • mWildtyp (Non-Merle)
    • Mccryptisches Merle                                  200-230 bp            (genetisch wie Non-Merle)
    • Mc+cryptisches Merle plus                    231-246 bp
    • Maatypisches Merle                                      247-254 bp
    • Ma+atypisches Merle plus                        255-264 bp
    • M(klassisches) Merle                                265-268 bp            (keine Aufhellung zu Weiß durch Merle)
    • Mhharlekin Merle                                            > 269 bp                    (Aufhellung bis Weiß möglich)
  • Je länger der Poly-A-Schwanz, desto kontrastreicher das Muster:
    • Bei m/Mc ist der Poly-A-Schwanz so verkürzt, dass er sich wie ein Non-Merle verhält. Es führt auch als Mc/M zu keiner Pigmentaufhellung bis Weiß.
    • m/Ma verursacht heterozygot kein Merle-Muster.
    • m/Ma+ kann ein abgeschwächtes Merle-Muster zeigen, die gesamte Fellfarbe kann etwas aufgehellt erscheinen (unabhängig vom D-Lokus).
    • m/M zeigt das ‚klassische‘ Merle-Muster mit vielen kleinen zerrissenen Flecken in der Eumelanin-Grundfarbe neben aufgehellten Bereichen, wobei keine Aufhellung bis Weiß zustande kommt.
    • Bei m/Mh (harlekin Merle) können sich neben den (z.T. großen) Flecken in der Eumelanin-Grundfarbe (Schwaz, Braun) auch Aufhellungen bis Weiß zeigen mit einem kontrastreichen Schwarz-Weiß Muster. Weiß zeigt sich besonders als Erweiterung von anderen Weißfaktoren am Kopf, Hals, Brust-, Bauchbereich, den Läufen und teilweise am Körper. Phäomelanin kann leicht aufgehellt werden.
  • Hunde wurden vor genetischen Tests als ‚Doppel-Merle‘ (Weißtiger) bezeichnet, wenn mehr Weiß als Pigment zu sehen war (angenommener Genotp = M/M).
  • Nicht jede Merle-Allel-Kombination ergibt einen ‚Doppel-Merle‘. Genetisch können M/M, Ma+/Mh, M/Mh und Mh/Mh als ‚Doppel-Merle‘ (Weißtiger) bezeichnet werden mit möglichen Hör- und/oder Sehbeeinträchtigungen, wenn das Pigment bei den entsprechenden Sinneszellen auch fehlt. Wobei nicht jeder Doppel-Merle taub und blind sein muss. Doppel-Merle sind nach TSchG verboten.

Fazit:

  • Von den 43 möglichen Merle Allel Kombinationen sind lediglich 13 Kombinationen mit einem mittleren bis hohen Risiko für Hör und Sehbeeinträchtigungen versehen. Alle anderen Merle Allel Kombinationen (30) sind gesundheitlich unbedenklich.
  • Durch Gentests können die Risiken von Doppel-Merles vermieden werden.

Der CASD hat seit der Hauptversammlung im Jahr 2021 mit den Züchtern vereinbart, dass man die Hunde auswerten sollte, um einen Überblick über die vorhandenen Allele zu erhalten und weitere Maßnahmen zu beschließen. Hier die aktuellen Zahlen (Stand 10.04.2022):

Australian Shepherd  
m/m 37 sicher
m/M 20 sicher
m/Ma+ 1 sicher
M/Mc 6 sicher
m/Mc 10 sicher
m/Mc+ 8 sicher
m/Mc/M 4 Mosaik – sicher
Mc+/M 2 Beginnendes Risiko
m/Mc/Mc/M 2 Mosaik – sicher
90  
Miniature American Shepherd  
m/m 10 sicher
m/M 6 sicher
m/Mc 9 sicher
M/Mc 4 sicher
Mc/Mc/Mh 1 Beginnendes Risko
30  

Von den 120 untersuchten Hunden weisen 3 Hunde aufgrund ihrer Merlekombination ein beginnendes Risiko auf, die gemeldeten Hunde sind jedoch vollständig gesund und man kann erkennen, dass es sich hierbei um ein theoretisches Risiko handelt. Aktuelle Untersuchungen zu den tatsächlichen Risiken in den verschiedenen Genkombinationen gibt es noch nicht.

Es konnten keine Hunde mit den kritischen Kombinationen Ma+/Mh, M/Mh und Mh/Mh festgestellt werden.

In der kommenden Hauptversammlung am 25.06.2022 in Rödermark ist geplant, die Auswertung ab 01.07.2022 zum Merle-Gen Pflicht werden zu lassen. Für jede geplante Verpaarung sowie für Zuchtzulassungen ist dann die Vorlage des Merle-Locus obligatorisch. Der Verein hat aber noch nie gesundheitliche Einschränkungen bei merlefarbenen Hunden feststellen können.

  • 100% aller geborenen Welpen – unabhängig von der Farbe des Welpen – werden durch einen Augenarzt des DOK untersucht – und auch hier gab es keinerlei Feststellungen
  • 100% alle geborenen Welpen werden von einem Zuchtwart abgenommen, der Höreinschränkungen feststellen könnte.
  • In unserer Datenbank befinden sich 11.191 Hunde davon sind 5.615 Hunde merlefarbene Hunde. Zu diesen 5.615 Hunden haben wir keinerlei Meldungen, dass deren Gesundheit in irgendeiner Weise eingeschränkt wäre.
  • Von allen registrieren Hunden sind 0 Hunde mit einer registrierten Taubheit im Zuchtbuch vermerkt.

Weiterhin ist die Unsicherheit über die Merle-Allele noch weiterhin sehr groß, so dass selbst bei Laboren Falschaussagen getätigt werden, die von der verantwortlichen Wissenschaftlerin Mary Langevin dementiert werden und die Labore um Richtigstellung gebeten werden.  

Fazit: unsere Rassen werden zielgerichtet untersucht und die Fortschritte oder der Erfolg diverser Zuchtprogramme wird aufgezeichnet. Wir können für keine Erkrankung bzw. Farbgebung eine Belastung für unsere Rassen feststellen und können aufgrund der vorliegenden Ergebnisse mit Fug und Recht von einer gesunden Rasse sprechen. Für deren auch zukünftige Gesunderhaltung beobachtet der CASD die aktuellen Forschungsergebnisse mit hoher Sorgfalt und integriert diese zeitnah in das aktuelle Zuchtprogramm.

Quelle: CASD  https://www.casd-aussies.de/merle-nbt

Und eine Anmerkung von uns, unsere Merles (Ashley und July) sind wesentlich älter geworden als unser solid Hund (Buddy) und auch unsere merles in der Nachzucht sind genauso gesund wie die solid farbenen Hunde. Leider hält sich dieser Gerücht mit den merles auch bei einigen Tierärzten, wir würden uns wünschen, wenn sich solche Leute ein wenig besser informieren würden und aktuelle Studien lesen würden.

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